Die Bürgerpassage

Das Konzept „Shopping Mall“ ist eine Struktur die zum einen einen Ort schafft, der als Aufenthaltsort für Menschen angenehm ist, wo diese gerne verweilen und in Folge dessen sich austauschen und kommunizieren, zum anderen ein Ort der Informationen so aufbereitet, dass diese auf einfachste Weise – beim Flanieren – aufgenommen werden können. Dass diese Organisationsform, die bisher ausschließlich von Einzelhandelsketten genutzt wurde auch für andere Anwendungen ein großes Potential bietet werden wir Ihnen an folgendem Beispiel darlegen.

Für den Neubau des Landratsamt Landshut wurde ein großzügiges Grundstück am Rande des Markts Essenbach bestimmt. Die Lage knapp vor dem eigentlichen Ort erinnert an Gewerbegebiete, was es auch hier, nur ein paar hundert Meter weiter im Osten gibt. Aber nicht nur die Lage lässt diesen Vergleich zu. Auch die Größe des zukünftigen Verwaltungsapparats in Kombination mit dem geplanten, gigantischen Parkhaus stellen sicher, dass man die Bedeutung, die über Essenbach – was natürlich nur geografisch der Mittelpunkt des Landkreises ist – hinausgeht nicht verkennt.
Im Landratsamt tagt der Kreistag und selbstverständlich ist es der Sitz des Landrats, bzw. der Landrätin. Entscheidungen die hier getroffen werden, werden auch hier den Bürgern im Detail vorgestellt. Darüber hinaus gibt es eine große Zahl an Ämtern und Services, die für die verschiedenen Belange der Bürger zur Verfügung stehen. Die meisten Landratsämter verfolgen ein Konzept der schnellen Orientierung, über Flure und mit Hilfe von Wegweisern findet man das richtige Amt, dann das Sachgebiet und wenn alles gut läuft auch noch das richtige Zimmer.

Das Konzept der Mall bietet hier eine etwas andere Möglichkeit. Was wäre, wenn sich ein öffentlicher Bereich, nennen wir ihn die Bürgerpromenade durch das Verwaltungsgebäude zieht. Die einzelnen Ämter und Sachgebiete öffnen sich zu dieser Promenade und haben hier auch die Möglichkeit über Schaufenster und Auslagen ihre Services und auch Erfolge anzupreisen. Natürlich können die Ämter ihren Grad der Öffentlichkeit selbst steuern. Die Mall würde so zum einen eine einfache, ja intuitive Form der Orientierung bieten, die den Bürgern zusätzlich, beim „Vorbeischlendern“ weitere Informationen mitgibt, zum anderen gäbe es für den Verwaltungsapparat und nicht zuletzt für die gewählte Vertretung der Bürger die Möglichkeit demokratische Prozesse offenzulegen und zur Diskussion zu stellen. Entscheidungen würden so eine größere Akzeptanz bei den Bewohnern des Kreises erfahren und die Bürger würden angeregt werden sich einzubringen. Nicht zuletzt sollte ein Landratsamt ein Ort der Diskussion und des Austauschs zwischen Bürgern, aber auch zwischen Bürgern, Verwaltung und Politik sein.